Claudia Agatic, Lebenshilfen Soziale Dienste, Steiermark

Claudia Agatic ist von Anfang an mit dabei! Gibt es nach 10 Jahren Jugendcoaching noch Überraschungen in der Arbeit mit Jugendlichen? Und welche Erfolgsgeschichte ist ihr besonders in Erinnerung geblieben?

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dabei-austria: Wie sind Sie auf den Beruf Jugendcoach gekommen? Gab es ein besonderes Erlebnis oder eine persönliche Geschichte, die dazu geführt hat?

Claudia Agatic, Lebenshilfen Soziale Dienste:

Schon während meines Psychologiestudiums war mir klar, dass ich gerne mit jungen Menschen arbeiten möchte. Ich wollte einen abwechslungsreichen und herausfordernden Job. Als ich dann in einer Zeitung die Stellenausschreibung der Lebenshilfe Ennstal durch Zufall gesehen habe, Start?Klar! – Integrationsassistenz gesucht, habe ich mich sofort beworben.

Ich wurde zum Vorstellungsgespräch eingeladen und der damalige Geschäftsführer hat gleich gemeint, dass je nachdem wie gut ich das neue Projekt in der Region implementiere, entweder kürzer oder länger im Ennstal verbleiben kann. Das war, direkt nach dem Studium, mit Null Berufserfahrung, eine riesige Verantwortung für mich.

dabei-austria: Heuer feiern Sie nicht nur 10 Jahre Jugendcoaching, sondern Sie selbst sind schon von Anfang an mit dabei. Wie würden Sie Ihr letztes berufliches Jahrzehnt als Jugendcoach zusammenfassen?

Claudia Agatic, Lebenshilfen Soziale Dienste:

Manchmal sehr stressig und anstrengend, wenn man beispielsweise mit Jugendlichen fast ein Jahr an ihren Perspektiven arbeitet und dann doch etwas aus irgendeinem Grund nicht funktioniert, weil es vielleicht gerade keine freien Plätze in einem Projekt gibt oder aber der/die Jugendliche dann doch komplett was anderes tun möchte, als das, was wir gemeinsam lange erarbeitet haben.

Stressig auch deswegen, weil der Bedarf an Jugendcoaching im letzten Jahrzehnt sehr gestiegen ist und durch die Coronapandemie sehr viele Jugendliche mit psychischen Erkrankungen zu betreuen sind.

Aber insgesamt waren es sehr viele schöne, abwechslungsreiche und auch emotionale Momente und mit anzusehen, wie Jugendliche sich innerhalb der Betreuung weiterentwickeln, wie sie sich über das Erarbeiten an Perspektiven freuen können und sie auf ihren beruflichen oder schulischen Werdegang eine Zeit lang begleiten zu dürfen, gibt einem ein gutes Gefühl.

dabei-austria: Gibt es nach zehn Jahren Jugendcoaching für Sie noch Überraschungen in der Arbeit mit Jugendlichen?

Claudia Agatic, Lebenshilfen Soziale Dienste:

Das hängt immer davon ab, wie man Überraschungen definiert, aber ja, die gibt es. Dass Jugendliche beispielsweise, die anfangs sehr demotiviert und mit Abwehrhaltung einem gegenübersitzen, kaum ein Wort mit einem sprechen, mit Fortdauer der Betreuung und Aufbau der Beziehungsebene, jedoch immer gesprächiger werden und aktiv an ihren Perspektiven mitarbeiten. Oder aber, dass eine Jugendliche von mir, mich zum Abschluss des Jugendcoachings extra zu einem Schulprojekt eingeladen hat, wo nur schulinterne Personen daran teilnehmen durften und sie meinte, sie sei so dankbar für alles, ich habe ihr so geholfen und an sie geglaubt.

Aber auch negative Überraschungen können Teile des Jugendcoachings sein, dass beispielsweise eine Jugendliche während eines Heimaturlaubes verheiratet wurde und nicht mehr zurückgekommen ist.

dabei-austria: Welche Erfolgsgeschichte aus den letzten zehn Jahren ist Ihnen besonders in Erinnerung?

Claudia Agatic, Lebenshilfen Soziale Dienste:

Eine Jugendliche, die ich vor 10 Jahren betreut habe und die im SOS Kinderdorf gelebt hat, sehr schüchtern, introvertiert war und gezweifelt hat, jemals eine Ausbildung zu schaffen bzw. sich selbstständig zu versorgen, hat eine Teilqualifizierungslehre im Einzelhandel positiv absolviert, kann sich selbst versorgen und hat bereits eine Familie gegründet.

Erfolgsgeschichten sind aber auch manchmal ganz banal, wenn Jugendliche, die ich auf der Straße nach einigen Jahren wiedersehe, nicht absichtlich die Seite wechseln, sondern stehen bleiben, mich grüßen und mir erzählen, wie es ihnen so geht und was sie machen oder aber auch wenn mich Jugendliche anrufen, wenn sie beispielsweise nach AusbilungsFit eine Lehrstelle gefunden haben.

Oftmals bekommt man die langfristigen Erfolge gar nicht so mit und umso mehr freut man sich über positive Rückmeldungen.