Nachgefragt bei: Miriam Falke Volkshilfe Oberösterreich

Wie hilft Miriam Falke  Jugendlichen dabei, einen Überblick über die vielen Ausbildungsmöglichkeiten und Berufe zu finden?

Und welche Hürden auf dem Weg in den ersten Arbeitsmarkt möchte sie für Jugendliche mit erhöhtem Unterstützungsbedarf  am liebsten wegzaubern?

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dabei-austria: Die Arbeit mit Jugendlichen ist ein spannendes aber auch herausforderndes Feld. Wie gestaltet sich Ihr Arbeitsalltag als Jugendcoach?

Miriam Falke, Volkshilfe Oberösterreich:

Der Alltag eines Jugendcoaches kann sich sehr unterschiedlich gestalten. Meist beginnt mein Alltag mit Schulterminen. Dabei halte ich einen Terminrhythmus ein, der mit den Schulleitungen abgesprochen wurde. Aus meiner handschriftlichen Dokumentation entnehme ich Dringlichkeit, Status quo der Gespräche mit den Jugendlichen. Die Gespräche beruhen auf einer freiwilligen Basis. Das hat sein Für und Wider. Denn manche Schüler*innen, die Hilfe brauchen, wollen sie nicht immer annehmen.

In meiner Arbeit hat es sich als sehr sinnvoll erwiesen, als erstes mit dem Jugendlichen eine Vertrauensbasis aufzubauen. Das hilft Hindernisse aus dem Weg zu räumen und Widerstände aufzulösen. An intensiven Tagen kommt es bis zu 10-15 Beratungen. Nachmittags verbringe ich oft Zeit mit Dokumentationen, Telefonaten mit Eltern und Vernetzungspartner*innen.

dabei-austriaEs gibt viele Ausbildungsmöglichkeiten und Berufe – wie helfen Sie Jugendlichen dabei einen Überblick zu bekommen?

Miriam Falke, Volkshilfe Oberösterreich:

Hilfe bietet die Website des Arbeitsmarktservices und deren Printkataloge. Auch Einzeltermine bei der Jugendberatung des AMS helfen sehr.

Vernetzung ist sehr wichtig bei meiner Arbeit. Regionale Vernetzung mit Firmen, Lehrer*innen, Privatpersonen aus der Wirtschaft, Kolleg*innen…

Eine gute Kommunikationsfähigkeit ist Voraussetzung für eine erfolgreiche, effektive Arbeit, um den Jugendlichen einen Grundstock an Informationen bieten zu können.

Oft scheinbar belanglose Fragen nach Freizeitaktivitäten zu helfen, Interessensfelder zu eruieren und Schwerpunkte bei der Lehrplatzsuche zu setzen.

Wesentlich ist natürlich, möglichst viele berufspraktischen Tage während des Schuljahres in diversen Firmen durchzuführen, um von der theoretischen, manchmal idealisierten Vorstellung eines Berufes in die Realität zu kommen!

dabei-austria:  Wenn Sie an Erfolge im Jugendcoaching denken, welches Erlebnis ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Miriam Falke, Volkshilfe Oberösterreich:

Da wir maximal ein Jahr begleiten, können wir langzeitliche Wirkung unseres Coachings nicht verfolgen. So gibt es aber immer wieder schöne Momente. Wenn ein Jugendlicher, der aufgrund sehr negativer Schulerfahrung schulmüde ist, sich überwindet, ein weiteres Schuljahr zu absolvieren, um einen positiven Schulabschluss zu erlangen. Auslöser war nur eine Frage: „Soundso, kannst du dir vorstellen, dass es auch mal besser läuft und du eine gute Schulerfahrung machen kannst?“

Oder du triffst die Jugendlichen zufällig in der Freizeit bzw. in den Ferien. Sie erkennen dich, grüßen freundlich und erzählen glücklich über ihre Ausbildung. Das sind wahre Highlights!

dabei-austria:  Wenn Sie den Zauberstab für Jugendliche mit erhöhtem Unterstützungsbedarf schwingen könnten, welche Hürden auf deren Weg in den ersten Arbeitsmarkt würden Sie gerne wegzaubern und warum?

Miriam Falke, Volkshilfe Oberösterreich:

Ich glaube ich würde den Zauberstab sehr oft benutzen!

Zum einen würde ich negative, belastende Erfahrungen des Jugendlichen löschen oder so umwandeln, dass sie ihm einen Booster geben, ihr Leben mutig, zuversichtlich und selbstbewusst anpacken zu wollen.

Ich würde aus ihrem vielleicht belastenden Umfeld jemanden zaubern, der ihnen ein Mentor und Unterstützer sein kann.

Außerdem würde ich mehr Lehrplätze und Förderungen für Jugendliche mit erhöhtem Unterstützungsbedarf herbeizaubern, dazu hätte ich gerne den passenden Zauberspruch!

dabei-austria:  Welche besonderen Maßnahmen braucht es Ihrer Meinung nach, um Jugendarbeitslosigkeit zukünftig noch besser entgegenzuwirken?

Miriam Falke, Volkshilfe Oberösterreich:

Um ehrlich zu sein, glaube ich, sollte das Jugendcoaching viel früher in der Schullaufbahn ansetzen. Das fängt bei der Förderung von guter Lese/Schreibfähigkeit an, Erlernen von guten Deutschkenntnissen, Aufklärung des sozialen Umfelds. Kurz vor Ende der Schulpflicht sind viele Maßnahmen schon sehr spät angesetzt.

Dennoch finde ich die NEBA -Beratungskette eine sehr gute Maßnahme, weil der Jugendliche so lange und engmaschig begleitet werden kann.

Auch sollte tatsächlich und rascher kontrolliert werden, ob die Jugendlichen nach der Schulpflicht eine Ausbildungsmaßnahme wahrnehmen und bei Nichteinhaltung sollten finanzielle Konsequenzen für die Eltern folgen.